Aktuelles > Streuobstlandschaften im Landkreis Forchheim

Gemeinsam mit der Bürgermeisterin von Ebermannstadt Christiane Meyer, dem Landrat Dr. Hermann Ulm und Claus Schwarzmann als Vorsitzender des Landschaftspflegeverbandes pflanzte Umweltminister Thorsten Glauber die ersten Hochstamm-Apfelbäume im Rahmen des neuen Projektes „Streuobstlandschaften im Landkreis Forchheim“.

Das Projekt soll gemeinsam mit Eigentümern, Landwirten, Kommunen und Verbänden durchgeführt werden. Ziel ist die Förderung und Pflege von Streuobstwiesen sowie die Unterstützung zur Verwertung des Obstes, um den langfristigen Erhalt der für den Landkreis Forchheim so typischen Obstbaumbestände zu ermöglichen.

Für das neue Projekt überreichte Staatsminister Glauber den Förderbescheid für knapp 230.000 Euro an Claus Schwarzmann vom Landschaftspflegeverband. Die staatlichen Fördermittel sowie der Eigenanteil des LPV von 10% sollen u.a. für die Anlage von Muster- und Sortengärten mit 200 Obstbaumhochstämmen und dem Schnitt alter Obstbäume verwendet werden. In enger Zusammenarbeit mit dem Kreisverband für Gartenbau soll weiterhin das Verwerten und Sammeln von Obst durch geeignete Maschinen erleichtert werden.

Die Projektmanagerin, Claudia Munker, wird ab Dezember beim Landschaftspflegeverband eingestellt und die Koordination des Projektes übernehmen. Das Projekt ist vorerst bis Ende 2020 bewilligt, eine Fortführung ist geplant.

Streuobstwiesen sind eines der artenreichsten Biotope Mitteleuropas. Ihre verschiedenen »Stockwerke« – Baumkronen, Baumstämme und Wiese – bieten einen abwechslungsreichen Lebensraum für viele Arten. Vom Pirol, dem Wendehals oder dem Buntspecht bis hin zu Tag- und Nachtfaltern oder holzbewohnenden Käfern, Heuschrecken und Fledermäusen sind insgesamt rund 5.000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten vertreten. Viele davon sind in ihrem Bestand gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht.

Streuobstwiesen sind Kulturlandschaften, die vom Menschen geschaffen wurden. Die Wiesenfläche unter den Bäumen bietet durch die Möglichkeit der Beweidung oder Mahd eine Mehrfachnutzung neben dem Obstanbau. Bei der Bewirtschaftung wird bewusst auf Dünger und Pestizide verzichtet.

Streuobstwiesen gelten auch als Genpool für alte Obstsorten: Mehr als 1.200 Apfelsorten, 1.000 Birnensorten, 400 Kirschsorten und 320 Zwetschensorten sind bekannt. Sie sind meist nicht nur aromatischer als die handelsüblichen Sorten, viele von ihnen sind sogar für Allergiker geeignet und eben einfach besonders „lecker“.

Schon die Römer brachten Obstsorten wie Apfel, Birne, Zwetsche und Süßkirsche nach Mitteleuropa. Dieses Obst wuchs jedoch zunächst nur in klimatisch sehr begünstigten Lagen. Deshalb wurden im Mittelalter vor allem in Klostergärten, wie im Kloster Weißenohe, robustere und weniger anspruchsvolle Sorten gezüchtet, wobei anschließend rund um die Klöster die ersten größeren Streuobstwiesen entstanden. Schnell wurden sie für die Obstversorgung der Bevölkerung unverzichtbar; daher umgaben Streuobstwiesen bald Dörfer und Städte. Das Wissen um Pflege und Obstverarbeitung war fester Bestandteil des täglichen Lebens.

Streuobstwiesenpflege -besonders die Erhaltung älterer Wiesen – ist daher aktiver Naturschutz und trägt obendrein zur Erhaltung alter Obstsorten und damit zur Biodiversität bei.

Viele Ortsbezeichnungen im Landkreis Forchheim deuten auf die Streuobstwiesen hin. Der Ortsname Effeltrich etwa bedeutet „Ort mit vielen Apfelbäumen (Apfelreich)“. Der Ort wurde 1174 erstmals urkundlich erwähnt und hat seitdem eine ausgeprägte Obstbaumzucht. Auch heute noch prägen die Baumschulen und Gartenbaubetriebe das Ortsbild von Effeltrich und den umliegenden Dörfern. Aber auch der Ort Kersbach geht auf die altdeutsche Bezeichnung für Kirsche zurück, „Kyrsebach“, und bedeutet „Am Bach, an dem es Kirschen gibt“. Erstmals erwähnt in einer Urkunde Kaiser Heinrichs II. vom 26. Oktober 1017.

Das Projekt ist eine Gemeinschaftsaktion des LPV Forchheim mit der Regierung von Oberfranken, der unteren Naturschutzbehörde und dem Kreisverband für Gartenbau. Nur gemeinsam können die Ziele verwirklicht werden. 

gez. Leo Anwander und Andreas Niedling

Landschaftspflegeverband Forchheim

Drucken  RSS 15:57:00 11.11.2019